Begriff und Vorstellung des „Gesellschaftlichen Zusammenhalts“ deuten auf einen komplexen Gegenstand, der in all seinen Facetten von einer einzigen Disziplin kaum gefasst werden kann. Um die sozialen Herausforderungen der Gegenwart zu analysieren, ist daher ein interdisziplinäres Zusammenwirken erforderlich. Das im Jahr 2020 gegründete Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt nimmt diese Aufgabe an. Die Autor*innen dieses Bandes gehen den Leitfragen des Instituts nach Begriff, Entstehungsbedingungen, Gefährdungen und Wirkungen des gesellschaftlichen Zusammenhalts nach. Die Themen reichen von neuen sozialen Konflikten über das Auseinanderdriften von Stadt und Land bis hin zum Populismus und zunehmenden Antisemitismus. Das Thema wird dabei auch im internationalen und historischen Vergleich verfolgt.
Autor*innen
Nicole Deitelhoff, Olaf Groh-Samberg, Matthias Middell (Hg.)
Abstract
Der erste Sammelband aus dem FGZ trägt den Titel „Gesellschaftlicher Zusammenhalt“ und stellt in einem „interdisziplinären Dialog“ die verschiedenen Ansätze der Teilinstitute des FGZ prägnant anhand theoretischer Überlegungen oder erster empirischer Fallstudien vor. Die thematische Spanne der Beiträge reicht von der Auseinandersetzung mit Begrifflichkeiten, die den deutschen „gesellschaftlichen Zusammenhalt“ mit der eher sozialwissenschaftlich-technischen Kategorie der „social cohesion“ oder dem chinesischen „harmonious world“ konfrontieren, bis zu Überlegungen, welche Schwierigkeiten sich aus dem Anspruch interdisziplinärer Arbeit an diesem Gegenstand ergeben. Die Autor*innen des FGZ argumentieren nicht nur eindrücklich, sondern führen auch vor, dass gesellschaftlicher Zusammenhalt kein Forschungsobjekt ist, das einer Disziplin allein gehört oder von einer Disziplin allein ausreichend erfasst werden kann. Dass die einen dabei die Existenz eines solchen Zusammenhalts voraussetzen, um seine Messung operationalisieren zu können, während die anderen fragen, wer aus welchem Interesse heraus eine solche Kategorie lanciert und propagiert oder in Zweifel zieht, zeigt zunächst, dass die Sache komplizierter als anfangs gedacht ist und dass die Herausforderung darin besteht, diese Unterschiede produktiv zu machen.