„Frankfurt streitet!“ – DemokratieWagen nimmt Fahrt auf

Begleitet durch ein ganztägiges Veranstaltungsprogramm auf dem Paulsplatz und in der Paulskirche wurde am Mittwoch, dem 21. Oktober, der DemokratieWagen der Öffentlichkeit präsentiert.

In Anlehnung an die Forderung nach mehr mobilen Räumen für Demokratie des Demokratiekonvents des Vereins „mehr als wählen e.V.“ hin, wurde der ehemalige Linienbus in Kooperation mit verschiedenen Künstler:innen des interdisziplinären Ausstellungsprojekts „Making Crises Visible“ und der Unterstützung des Forschungsinstituts Gesellschaftlicher Zusammenhalt (Teilinstitut Frankfurt am Forschungsverbund „Normative Ordnungen“ der Goethe-Universität) und weiteren Partnern aus Wissenschaft und Gesellschaft umgestaltet.


Nach der offiziellen Vorstellung des Busses mit Oberbürgermeister Peter Feldmann, Prof. Dr. Nicole Deitelhoff (Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ), Leibniz-Institut Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK), Normative Orders), Stadträtin Sylvia Weber (Dezernat Integration und Bildung), Dr. Meron Mendel (Bildungsstätte Anne Frank), Dr. des. Felix Kosok (Kurator des Busses, Making Crises Visible, HSFK) und Ben Christian und Yannik Roscher (mehr als wählen e.V.) am Vormittag, weihte Prof. Dr. Nicole Deitelhoff am Nachmittag den Bus als „StreitBus“ des FGZ ein.

In seiner Nutzung als „StreitBus“ soll er künftig die Bedeutung von konstruktivem Streit für Demokratie und Zusammenhalt individuell erfahrbar machen. Danach ging es mit einer öffentlichen Speakers Corner weiter, die vom Frankfurter Teilinstitut des FGZ gemeinsam mit der HSFK organisiert einen ersten experimentellen Raum für öffentlichen Streit in der Frankfurter Stadtgesellschaft bieten sollte. Mit zahlreichen Beiträgen, die sich anhand der Leitfrage „Welche Konflikte und Krisen müssen aktuell zur Sprache gebracht werden – und wie sollen wir damit umgehen?“ mit ganz unterschiedlichen Themen von Klimakrise bis Corona auseinandersetzten, wurde ein stimmiger Einstieg für das FGZ-Projekt „Frankfurt streitet“ geschaffen. Den Anfang dabei machte Prof. Dr. Uwe Volkmann, Projektleiter am Frankfurter Teilinstitut, der einen kurzen Input zur Frage beisteuerte, was die „Seele der Demokratie“ ist: Besteht sie darin nur „alle 4 Jahre einmal zu wählen“ oder geht sie darüber hinaus und ist eine Lebensform, in der Bürgerinnen und Bürger „Grundüberzeugungen teilen und Probleme gemeinsam bewältigen“? Prof. Dr. Nicole Deitelhoff machte in Ihrem Beitrag die zweite Bedeutung stark und fragte „Woran erkennen wir, dass wir uns in einer gemeinschaftlichen Praxis befinden?“ Ihre Antwort: „Nur darüber, dass wir in leidenschaftliche Diskussion miteinander treten.“ So soll gesellschaftlichem Streit ein Raum abseits der Parlamente und traditioneller Orte politischer Auseinandersetzung gegeben werden, Demokratie demokratisiert werden, wie es dann auch abends bei Podiumsdiskussion in der Paulskirche hieß. Dort diskutierten Prof. Dr. Rainer Forst (FGZ, Teilinstitut Frankfurt, Goethe-Universität, Normative Orders), Stadträtin Sylvia Weber, Siraad Wiedenroth (Initiative Schwarze Menschen Deutschland), Katharina Liesenberg (mehr als wählen e.V.) und Aisha Camara (Moderation) miteinander und dem Publikum über die Frage, wie Demokratie dynamisch als unabgeschlossenes Projekt verstanden werden kann und vor welchen Herausforderungen die Demokratie im 21. Jahrhundert steht.

Zum Format

Der „StreitBus“ greift kontroverse Frankfurter Themen und Themen in Frankfurt auf, in dem sich Mitglieder des Teilinstituts mit einem zu einer Bar umgebauten Linienbus in verschiedene Stadtteile zum Beispiel vor Gemeindehäuser, Cafés und Clubs, in Parks und zu Einkaufszentren oder Sportplätzen begeben und sich während des Barbetriebs teilmoderiert zu diesen Themen austauschen. Zielgruppen sind hierfür Stadtteilbewohner*innen, lokale Multiplikator*innen, kommunalpolitische Akteur*innen, Vereine und Passant*innen.

„StreitBus“ ist eines von drei Transferformaten aus dem Transferprojekt „Frankfurt streitet!“ des Frankfurter Standorts des Forschungsinstituts Gesellschaftlicher Zusammenhalt. Ziel des Transferprojekts ist es, in verschiedenen Formaten die Bedeutung einer Konfliktkultur des produktiven Streits für gesellschaftlichen Zusammenhalt zu vermitteln und praktisch erlebbar zu machen. Das Projekt möchte dabei den Gedanken aufgreifen, dass es für den gesellschaftlichen Zusammenhalt entscheidend ist, Konflikte nicht zu vermeiden, sondern sozial produktiv auszutragen.

Weitere Beiträge zum StreitBus findet Ihr hier.