Kontrovers: aus dem FGZ – „Moralismus in analogen und digitalen Debatten: Eine Gefahr für die Demokratie?“

23. SEPTEMBER 2021
18:30 – 20:00 Uhr

Veranstaltung

Am 23. September um 18.30 Uhr diskutieren Dr. Cord Schmelzle, Politikwissenschaftler mit dem Arbeitsschwerpunkt Politische Theorie und Philosophie an der Goethe-Universität Frankfurt und Mitglied des FGZ, und Prof. Dr. Wolfgang Merkel, Demokratieforscher und Direktor em. am Wissenschaftszentrum Berlin (WZB), über „Moralismus in analogen und digitalen Debatten: Eine Gefahr für die Demokratie?“. Moderiert wird die Diskussion von Prof. Dr. Nicole Deitelhoff, Professorin für Internationale Beziehungen an der Goethe-Universität Frankfurt, Sprecherin des FGZ und Co-Sprecherin des Forschungsverbunds Normative Ordnungen der Goethe-Universität.

Ob in der Twittersphäre oder in öffentlichen Debatten jenseits der sozialen Medien: wenn es um politische Streitfragen der Gegenwart wie den Klimawandel, die Corona-Pandemie, Migration oder Gender geht, wird schnell der Vorwurf des Moralismus laut.

Diejenigen, die ihn erheben, beklagen, dass moralische Argumente in diesen Auseinandersetzungen opportunistisch und übergriffig eingesetzt werden, um die eigene Position als alternativlos auszuzeichnen und die Gegenposition moralisch zu disqualifizieren. Umgekehrt sehen sich Personen und politische Bewegungen, die moralisch argumentieren, zu Unrecht angegriffen und durch diesen Vorwurf der Instrumentalisierung moralischen Sprechens diskreditiert. Ein Diskurs zum eigentlichen Thema kann so nur schwer zu Stande kommen.

Aber ist nun der Austausch moralischer Argumente im politischen Streit eine Notwendigkeit oder wird dadurch die Ebene der sachlichen Auseinandersetzung verlassen? Ab welchem Zeitpunkt schlägt moralisches Argumentieren in Moralismus um? Ziehen Moralismus und Moralisierungen eine gesellschaftliche Polarisierung – Moral gegen Unmoral, „gut“ gegen „böse“ – nach sich und werden Menschen durch die moralische Kritik an ihren Positionen an den Rand der demokratischen Gesellschaft gedrängt? Konstituiert der Moralismus gar eine Krise der Demokratie und stellt eine Gefahr für sie und den gesellschaftlichen Zusammenhalt dar? 

Cord Schmelzle ist Politikwissenschaftler mit dem Arbeitsschwerpunkt Politische Theorie und Philosophie. Am FGZ-Standort Frankfurt leitet er das Teilprojekt „Desintegration durch Moral? Moralische Argumentieren und der Vorwurf des Moralismus in öffentlichen Debatten“ und ist zugleich wissenschaftlicher Koordinator des Frankfurter Teilinstituts. Seine Forschung befasst sich mit konzeptionellen und normativen Fragen politischer Legitimität und Autorität, politischen Institutionen, der Theorie des gerechten Krieges und dem Status moralischer Argumente in der Politik. 

Wolfgang Merkel ist Politikwissenschaftler und Demokratieforscher. Er ist Direktor em. am Wissenschaftszentrum Berlin (WZB), wo er bis 2020 die Abteilung „Demokratie und Demokratisierung“ leitete, und Senior Fellow am Democracy Institute der Central European University in Budapest. Er prägte maßgeblich die Forschung zu Demokratisierungsprozessen, Systemwechseln und Systemzusammenbrüchen.

Nicole Deitelhoff (Moderation) ist Professorin für Internationale Beziehungen an der Goethe-Universität Frankfurt, Sprecherin des FGZ und seit 2016 Direktorin des Leibniz-Instituts Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK). Sie ist zudem Sprecherin des Leibniz-Forschungsverbunds Krisen einer globalisierten Welt und Co-Sprecherin des Forschungsverbunds Normative Ordnungen. Ihre Lehr- und Forschungsschwerpunkte umfassen Konflikte um Institutionen und Normen, Grundlagen politischer Herrschaft und ihrer Legitimation sowie Widerstands- und Protestphänomene mit einem Schwerpunkt auf soziale Bewegungen und Radikalisierungsdynamiken.

Die Veranstaltung findet online via Zoom statt. Eine Anmeldung an veranstaltungen-fgz@uni-frankfurt.de ist erforderlich.

Zum Format

In der Debattenreihe „Kontrovers: Aus dem FGZ“ werden Themen und Thesen aus der Frankfurter Forschung zum gesellschaftlichen Zusammenhalt in öffentlichen Debatten zu kontroversen Positionen zugespitzt, in einem Dialog vermittelt und zur Diskussion gestellt.

„Kontrovers“ ist eines von drei Transferformaten aus dem Transferprojekt „Frankfurt streitet!“ des Frankfurter Standorts des Forschungsinstituts Gesellschaftlicher Zusammenhalt. Ziel des Transferprojekts ist es, in verschiedenen Formaten die Bedeutung einer Konfliktkultur des produktiven Streits für gesellschaftlichen Zusammenhalt zu vermitteln und praktisch erlebbar zu machen. Das Projekt möchte dabei den Gedanken aufgreifen, dass es für den gesellschaftlichen Zusammenhalt entscheidend ist, Konflikte nicht zu vermeiden, sondern sozial produktiv auszutragen.

Kontakt

Yvonne Blum

Referentin für Wissenstransfer

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Laura Friedrich

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